
Polen ist unzufrieden mit den Gesprächen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem weißrussischen Staatschef Aleksandr Lukaschenko, der von der EU für eine Migrationskrise an der europäischen Außengrenze verantwortlich gemacht wird. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki beklagte sich in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA, dass Lukaschenko von solchen Gipfeltreffen profitieren könnte.
Tausende Migranten, vor allem aus dem Nahen Osten, haben in den letzten Monaten versucht, über das osteuropäische Land Belarus in die EU zu reisen. Sie werden an der Grenze zu Polen angehalten. Dieses Land beschuldigt das Regime von Lukaschenko, Migranten absichtlich an die Grenze gelenkt zu haben.
Merkel sprach zweimal mit dem 67-jährigen Lukaschenko, um einen Ausweg aus dieser Krise zu finden. Morawiecki kam zu dem Schluss, dass der belarussische Führer aus solchen Telefonaten Legitimität ableiten kann. „Obwohl der Kampf für ein freies Belarus seit 15 Monaten andauert.“
In Belarus gab es letztes Jahr große Unruhen, nachdem Lukaschenko zum Gewinner der Präsidentschaftswahlen erklärt worden war. Die EU betrachtete es als weder frei noch fair und erkannte das Ergebnis nicht an. Europäische Sanktionen wurden gegen Belarus verhängt, als die Sicherheitskräfte von Lukaschenko gegen Zivilisten vorgingen, die massiv gegen seine umstrittene Wiederwahl demonstrierten.
Europäische Länder beschuldigen Lukaschenkos Regime, die Migrationskrise als Vergeltung für diese Strafmaßnahmen orchestriert zu haben. In den Augen des polnischen Premierministers sind Merkels Vermittlungsversuche für den belarussischen Führer besonders vorteilhaft.
„Lukaschenko hat sein Gespräch mit Angela Merkel ausgenutzt“, sagte Morawiecki der DPA. „Er tat so, als hätte Merkel zugestimmt, 2,000-Migranten über einen Korridor nach Deutschland und in andere europäische Länder zu bringen. Und das ist nicht richtig.“
Merkel wurde auch in ihrem eigenen Land für ihre Gespräche mit Lukaschenko kritisiert. Laut ihrem Sprecher waren sie sich mit der Europäischen Kommission, der täglichen Verwaltung der EU, einig. Merkel soll Lukaschenko angerufen haben, weil die Unruhen über die im Grenzgebiet bei Polen gestrandeten Migranten zunahmen.
Der Autor: Julian Schulte
Student an der Fakultät für Philologie an der Universität Berlin. Beschreibt die Ereignisse in Ihrer Stadt und im ganzen Land.