
Cem Özdemir ist zum neuen deutschen Landwirtschaftsminister ernannt worden. Der neue Administrator ist ein Vertreter der Grünen, auch bekannt als die deutschen GroenLinks. Mit der Ernennung von Cem Özdemir wird wohl ein anderer politischer Wind durch die deutsche Agrarpolitik wehen.
In nur zehn Wochen gelang es der deutschen Politik, eine neue Formation zu bilden. Ein effizientes Beispiel für Verhandlungen, bei denen politische Mauern scheinbar leicht überwunden werden konnten. Wir Holländer können daraus etwas lernen. Inzwischen läuft die Formation seit fast einem Dreivierteljahr und ein Durchbruch wird noch erwartet.
Mit dem Abgang von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach 16 Jahren wird die deutsche Politik einen anderen Charakter annehmen. Die Christdemokraten stehen erstmals seit langer Zeit am Rande. Die neue Regierung besteht aus Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen. SPD-Chef Olaf Scholz wird neuer Bundeskanzler. Der Koalitionsvertrag steckt voller grüner Pläne. Zum Beispiel muss die Energiewende beschleunigt werden, und das ist gut budgetiert. Die Regierung zielt auch darauf ab, alle Kohlekraftwerke im Land bis 2030 zu schließen, ursprünglich für 2038 geplant. Es wird ein separates Ministerium für Klima geben. Dies sei, um das dringende Problem angehen zu können, so die Koalition.
Auffallend ist, dass diese Grünen Agrarpolitik auf sich gezogen haben. Für dieses Dossier zeichnet letztlich der 57-jährige Cem Özdemir verantwortlich. Der gebürtige Deutsche mit türkischen Wurzeln ist ein erfahrener Politiker. Seit 2013 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. Zuvor war er jahrelang im Europäischen Parlament gewesen. Ein auffälliges Detail, Özdemir ist Vegetarier und in den (landwirtschaftlichen) deutschen Medien ist das eine ganze Sache. Obwohl natürlich jeder seine Wahl treffen kann, kann dies den deutschen Landwirten einen etwas bitteren Nachgeschmack verleihen. Sie hätten wahrscheinlich gerne gesehen, dass ein Administrator für sie auf die Barrikade gesprungen wäre.
„Wenn du Fleisch essen willst, kannst du es tun.“ Das Gegenteil ist wahr. Özdemir will mit bestehenden Praktiken brechen. In seinem ersten Interview bei der Stuttgarter Zeitung deutete er an, die Regeln für die Fleischindustrie verschärfen zu wollen. „Wenn du Fleisch essen willst, kannst du es tun. Wer Fleisch produziert, kann das auch, aber mit Rücksicht auf Tierschutz und Umwelt“, sagt Özdemir. Eine der Maßnahmen, die der neue Verwalter einführt, ist die obligatorische Kennzeichnung der Tierhaltung. Die Transport- und Schlachtmethode muss ebenfalls angegeben werden. Andere Dossiers, wie die Güllegesetzgebung und der Substanzkonsum, könnten mit der Ankunft von Özdemir ebenfalls weiter verschärft werden. Wie in den Niederlanden ist auch in Deutschland die Agrarpolitik im Wandel.
Özdemir gibt an, warme Gefühle für die Landwirtschaft zu haben. Dies liegt zum Teil daran, dass sein Vater Bauer in der Türkei war, bevor er als Gastarbeiter nach Deutschland kam. „Jetzt, da ich Landwirtschaftsminister in Deutschland werden kann, schließt sich der Kreis.“Özdemir ist das erste Kind aus einer Gastarbeiterfamilie, das Minister in einem Bundeskabinett mit unseren östlichen Nachbarn wird.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik