
Deutschland verschiebt Debatte über Impfpflicht, auch in Österreich gibt es Skepsis. Der Deutsche Bundestag verschiebt die Debatte über eine generelle Impfpflicht um zwei Wochen. Die notwendigen Rechtsvorschriften scheinen schwieriger zu entwerfen als gedacht. Die Omikron-Variante kann neue Überlegungen liefern. Auch in Österreich gibt es Zweifel.
Der Bundestag werde nächste Woche über die Impfpflicht beraten. Bundeskanzler Olaf Scholz will, dass der Bundestag im Februar über ein Gesetz abstimmt, das die Pflicht ermöglicht. Dabei, so Scholz, werde die Regierungskoalition keine Gruppendisziplin wahren; Abgeordnete dürften ihrem eigenen Gewissen folgen.
Die Ausarbeitung der erforderlichen Rechtsvorschriften scheint jedoch schwieriger zu sein als gedacht. Gruppen wollen mehr Zeit, um ihre Position zu bestimmen. Anhaltende Unklarheiten über die langfristige Wirksamkeit der Impfung führen zu Debatten. Es wird auch immer deutlicher, dass omikron weniger Krankenhaus- und Intensiveinweisungen durchführt als frühere Corona-Varianten. Das Hauptargument für eine generelle Impfpflicht, die Vermeidung einer Überlastung des Gesundheitssystems, kann daher an Gewicht verlieren.
Es kann auch rechtliche Hindernisse schaffen. Denn eine Impfpflicht verletzt das Menschenrecht auf Schutz der körperlichen Unversehrtheit. ‚ Dies kann im Interesse der öffentlichen Gesundheit gerechtfertigt sein, sofern die Maßnahme verhältnismäßig ist ‚, sagte der österreichische Professor für Medizinrecht Karl St. Eger im vergangenen Monat gegenüber De Volkskrant. Aber dann muss die Impfung unbedingt notwendig sein, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, so Stöger.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), selbst Arzt und Epidemiologe, betonte erneut, dass eine Impfpflicht der einzige Ausweg aus der Krise bleibe. Andernfalls werden wir im nächsten Herbst die gleichen Probleme haben wie jetzt.’
Die deutsche liberale Koalitionspartei FDP, immer die skeptischste Regierungspartei zu diesem Thema, sprach sich im vergangenen Monat vorsichtig für eine Impfpflicht aus. Parteichef Christian Lindner sagt, er sei unentschlossen. ‚ Es ist gut, sich etwas mehr Zeit zu nehmen‘, sagte Lindner am Donnerstag der Süddeutschen Zeitung. Führende Politiker seiner Partei haben sich seit langem gegen eine Impfpflicht empört. Die christdemokratische CDU, jetzt in der Opposition, hat auch mit einer wachsenden Zahl zweifelnder Abgeordneter zu kämpfen.
Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer betonte am Freitag, sein Land sei entschlossen, zum 1. Februar eine Impfpflicht einzuführen. In den letzten Tagen sind auch dort Zweifel aufgetaucht. Skeptiker fragen sich, wie sinnvoll es ist, Gesetze und einen groß angelegten Durchsetzungsapparat für eine Impfpflicht einzurichten. Angesichts der neuen Umstände konnte der österreichische Verfassungsgerichtshof diese Pflicht später für verfassungswidrig erklären.
Am Freitag wird sich Bundeskanzler Scholz mit den Ministerpräsidenten der sechzehn Bundesländer über die Coronakrise und etwaige neue Maßnahmen beraten. Sie können entscheiden, dass ab Januar 15, Catering-Besuche sind nur mit einer Auffrischungsimpfung oder einem negativen PCR-Test möglich.
Der Autor: Philipp Albrecht
Nach einem Jahr Praktikum bei der Zeit-Ausgabe beschloss er, seine Hand zu versuchen, indem er Artikel im Abschnitt ... schrieb. Er interessiert sich für Außenpolitik und internationale Konflikte.