
EU-Spitzenfrau Ursula von der Leyen gerät durch ’sms-Gate‘ immer weiter in die Enge. Die Europäische Bürgerbeauftragte fordert, dass ihre Botschaften an Pfizer-Chef Albert Bourla veröffentlicht werden.
Die Existenz eines Chat-Verkehrs zwischen dem Präsidenten der Europäischen Kommission und dem CEO des Pharmaunternehmens wurde im vergangenen Mai durch einen Artikel in der New York Times ans Licht gebracht. Laut der Zeitung hatten die beiden einen Monat lang Kontakt über Textnachrichten und Telefonanrufe und ‚persönliche Diplomatie spielte eine wichtige Rolle ‚bei einem neuen Kaufvertrag über 1.8 Milliarden Dosen des Corona-Impfstoffs.
Ein Reporter forderte später den SMS-Verkehr über eine WOB-Anfrage an, bekam aber null auf die Anfrage in Brüssel. Die Europäische Kommission behauptete, nur eine E-Mail, einen Brief und eine Pressemitteilung zu diesem Thema zu haben. Eine Untersuchung des Europäischen Bürgerbeauftragten zeigt nun, dass sich das Team von Ursula von der Leyen nicht einmal die Mühe gemacht hat, nach Textnachrichten zu suchen. Der Ausschuss sieht SMS-Verkehr nicht als ‚Dokument‘, das Sie anfordern können.
Ombudsfrau Emily O’reilly sieht das anders: „Wenn sich Textnachrichten auf EU-Richtlinien und -Entscheidungen beziehen, sollten sie als EU-Dokumente behandelt werden.“Indem von der Leyen den SMS-Verkehr unter Verschluss hält, macht sie sichlaut Ombudsfrau Emily O’reilly der“Misswirtschaft „schuldig. Ihr Gericht muss nun erneut nach den Nachrichten suchen.
Darüber hinaus glaubt der Watchdog, dass Brüssel sich nicht hinter dem Wort ‚Dokument‘ verstecken kann. O’reilly: „Die EU muss mit der Zeit, in der wir leben, und den modernen Kommunikationsmethoden wachsen.”
Der Ombudsmann hat die schwerste Waffe gegen Von der Leyen eingesetzt: eine Empfehlung. Die Europäische Kommission, die selbst als Aufsichtsbehörde für Vorschriften gegenüber den Mitgliedstaaten fungiert, muss nun erneut nach Chat-Verkehr suchen.
Brüssel macht die Notwendigkeit zur Tugend und nutzt das Verfahren (sie haben drei Monate Zeit, um zu antworten) als Ausrede, um nicht auf kritische Fragen zur Angelegenheit antworten zu müssen. Von der Leyens Sprecher bekräftigt, dass nach den Regeln nur Dokumente registriert werden müssen. Ob die hochbezahlte Topfrau ihre SMS löscht, will er nicht sagen. Zunächst erhält der Bürgerbeauftragte eine Antwort.
Es ist nicht das erste Mal, dass deutsche Spitzenpolitiker wegen mangelnder Transparenz in Schwierigkeiten geraten. In ihrer Zeit als Verteidigungsministerin in Deutschland stand sie wegen umstrittener Ausschreibungen unter Beschuss. Sie wurde schließlich von Fehlverhalten freigesprochen, aber auch in dieser Akte gab es eine Rolle für gelöschte Textnachrichten.
D66-MEP Sophie in ‚ t Veld fordert von der Leyen auf, im Europäischen Parlament einen Text und eine Erklärung abzugeben.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik