
Russland schließt die Moskauer Redaktion des Deutschen Nachrichtensenders Deutsche Welle (DW) und hat den Mitarbeitern die Akkreditierungen entzogen. Das bedeutet, dass sie in Russland nicht mehr arbeiten dürfen.
Darüber hinaus will das russische Außenministerium die Sendungen der DW auf russischem Territorium beenden. Es ist nicht klar, wann dies wirksam wird.
Zudem wurde ein Verfahren zur Benennung der DW als „foreign Agent“ eingeleitet. Dies bedeutet, dass der Sender in Russland verstärkt überwacht wird und in den Nachrichten berichten muss, dass er aus dem Ausland finanziert wird.
Russland reagiert auf ein Sendeverbot in Deutschland für die deutschsprachige Abteilung des russischen Senders RT (ehemals Russia Today). Laut der deutschen Regulierungsbehörde ZAK hat RT keine Lizenz zur Ausstrahlung in Deutschland.
Die DW hält sich nicht an die russische Entscheidung. Regisseur Peter Limbourg spricht von einer „absurden Reaktion“ und sagt, dass der Sender vor Gericht geht.
„Solange wir offiziell nichts gehört haben, werden wir unsere Berichterstattung aus unserer Redaktion in Moskau fortsetzen. Und selbst wenn die Redaktion schließen muss, ändert das nichts an unserer Berichterstattung über Russland. „
Die deutsche Ministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, nennt die russische Entscheidung inakzeptabel. Sie wies darauf hin, dass RT in Deutschland keine Rundfunklizenz hat und beantragt hat, während die DW in Russland Genehmigungen hat. Die Lizenz zur Ausstrahlung in englischer Sprache läuft bis 2025, die für deutschsprachige Sendungen bis 2027. Fast zwanzig Stunden pro Woche sendet die DW auch auf Russisch.
Die DW wird von Deutschland bezahlt, aber die Redaktion ist unabhängig. RT wird vom Kreml bezahlt, ist aber als russischer Propagandakanal und Verbreiter von Desinformation bekannt.
Die deutsche Wochenzeitung Der Spiegel entdeckte im vergangenen Jahr, dass der Kreml RT vorschreibt, wie der Sender beispielsweise über den Corona-Impfstoff oder russische Themen berichten soll. „Sie verbreiten Desinformation, damit die Menschen das Vertrauen in unsere Demokratie verlieren“, sagte die Spiegel-Journalistin Anne-Katrin Müller.
Die deutsche Außenministerin Baerbock hat ihren russischen Kollegen Lawrow bereits im Januar darüber informiert, dass Deutschland keine staatlichen Sender wie RT zulässt.
Der Kreml bezeichnet das Sendeverbot für RT als Angriff auf Meinungs- und Pressefreiheit. „Das ist völlig klar“, sagte Kremlsprecher Peskow der Agentur Interfax. „Einem russischen Massenmedium, ich würde sogar sagen einem internationalen Massenmedium, wird der Rundfunk in Deutschland verboten. Das ist nichts anderes als ein Angriff auf die Meinungsfreiheit.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel reist in der kommenden Woche nach Moskau, um sich mit Präsident Putin zu treffen. Neben der Ukraine-Krise werde es um die sich verschlechternden Beziehungen zwischen Moskau und Berlin gehen, schreibt die deutsche Nachrichtenagentur DPA.
Der Autor: Julian Schulte
Student an der Fakultät für Philologie an der Universität Berlin. Beschreibt die Ereignisse in Ihrer Stadt und im ganzen Land.