Home Politik Die Green Hole Economy gibt es auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen

Die Green Hole Economy gibt es auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen

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Eine neue Wendung in der Geschichte der europäischen grünen Taxonomie. Deutschland, die größte Wirtschaftsmacht in der Eurozone und ein Schwergewicht im europäischen Anti-Atom-Lager, hat den Vorschlag von Anfang an abgelehnt. Wenn der Text angenommen würde, würde er erwägen, eine Beschwerde einzureichen und sich zwei Nachbarn anzuschließen, die ebenfalls dagegen sind. Aber seine Position auf Gas scheint unklar.

Nach Österreich und Luxemburg sieht auch Deutschland keine Rettung im grünen Taxonomieplan der Europäischen Union. Zur Erinnerung: Hier geht es darum, Gas- und Nuklearprojekte unter bestimmten Bedingungen als ’nachhaltig‘ und ‚förderfähig‘ zu definieren. Eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof liegt auf dem Tisch, wenn der Text angenommen wird.

Deutschlands Position ist jedoch zweideutig. Österreich ist genauso gegen Gas wie gegen Kernenergie, wie Luxemburg. Deutschland ist gegen Atomenergie, aber scheint unentschlossen über Gas. Ende Januar stimmte die EU-Kommission offiziell für Gas, doch nun gibt es Meinungsverschiedenheiten in der Bundesregierung: Die Sozialisten sind dafür und die Grünen dagegen, berichtet Euractiv.

Vor Beginn der Verfahren warte Deutschland auf das Votum des Europäischen Rates, „und dann werden wir prüfen, ob alles rechtlich korrekt und einwandfrei ist“, erklärt Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck.

Wenn Deutschland den Text anfechten will, muss es schrittweise seine Offensive an der juristischen Front beginnen. Der Vorschlag wird in einer besonderen Rechtsform, dem „Delegierten Rechtsakt“, ausgearbeitet. Dies ist ein beschleunigtes Verfahren, das es den Mitgliedstaaten ermöglicht, ihre Gesetzgebungsbefugnisse an die Kommission zu übertragen.

Die Bundesregierung hoffe, dass dieses Verfahren hier nicht eingebaut werde: Schließlich könne man nicht auf der Grundlage des Inhalts eines Vorschlags klagen, sagt Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Er sieht eine mögliche Beschwerde abgelehnt. Die von der Kommission gewählte Rechtsgrundlage erscheint ihm recht solide.

Ende Januar, nachdem das Dokument an die Kommission geschickt worden war, beschlossen die Grünen, die deutsche Grüne Partei, die beiden Energiequellen im Vorschlag um jeden Preis abzulehnen.

Die Minister der Partei sollten “ prüfen, ob der delegierte Rechtsakt vertretbar ist, und, falls nicht, selbst Klage gegen die Einstufung von Kernenergie und Erdgas in die grüne Taxonomie der EU einreichen. Wenn das nicht möglich ist, müssen sie sich der Klage Österreichs und Luxemburgs in dieser Frage anschließen „, zitiert Euractiv weiter.

Die deutsche Bundesregierung, erst vier Monate an der Macht, scheint ohnehin in einer komplizierten Situation zu sein.

Belgien ist besonders diskret, wenn es um diesen europäischen Text geht. Es ist die perfekte Synthese der vivaldianischen Zwietracht: Die Mehrheit ist für die Kernenergie, die Mehrheitspartner sind dagegen. Die beiden Grünen Parteien sind dafür, den Atomausstieg mit Gas zu kompensieren. Sie geben jedoch zu, dass dies die CO2-Emissionen in Belgien erhöhen wird, während die im Text genannten Gasanlagen die Emissionen senken müssen (sie müssen Kohlekraftwerke ersetzen, da sie sonst nicht für Investitionen in Frage kommen).

Die Debatte über die Unterstützung der Haushalte im Zusammenhang mit der Energiepreisinflation hat erneut ein Paradoxon aufgedeckt: Keine Senkung der Mehrwertsteuer, da Gas als umweltschädlich gilt und sein Verbrauch nicht gefördert werden sollte.
Welche anderen Anti-Atom- und Anti-Gas-Verbündeten?

Andere Länder sprechen sich ebenfalls gegen die Kennzeichnung von Gas und Kernenergie als nachhaltig aus, haben jedoch noch nicht angekündigt, ob sie eine Beschwerde einreichen und sich Österreich und Luxemburg anschließen sollen. Spanien hat jedoch oft zusätzliches Gewicht. Die Ministerin für ökologischen Wandel, Teresa Ribera, sagt jedoch, dass dies zunächst eine klare rechtliche Analyse erfordert.

Österreich scheint jedoch sicher zu sein, dass auch Spanien teilnehmen wird. Seine Anwälte analysierten den Text im vergangenen Jahr und fanden im Gegensatz zu Deutschland keine solide Rechtsgrundlage für die Bewertung von Gas und Atomkraft als grün.

In jedem Fall verspricht dieser Text, die europäische politische Welt für eine Weile auf die Probe zu stellen.


Der Autor: Karl Mayer

Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik

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