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Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie zuversichtlich von starker Nachfrage getrieben

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Dieser Optimismus basiert auf der hervorragenden Nachfrageentwicklung seit Mitte letzten Jahres. Weltweit besteht ein großer kumulierter Investitionsbedarf, der häufig mit Werkzeugmaschinen ‚Made in Germany‘ gedeckt wird. Im Jahr 2021 stieg der Auftragseingang um insgesamt 58 Prozent. Die Auslandsaufträge stiegen um 62 Prozent, die aus Deutschland selbst um mehr als die Hälfte.

Europa weist den Weg

Nach vorläufigen Zahlen des VDW lagen die Europäer vor den Auslandsmärkten. Sie steigerten die Bestellungen um 90 Prozent, gefolgt von Amerika um 66 Prozent und Asien um 61 Prozent. China und die USA bleiben mit hohen zweistelligen Zahlen von 65 bzw. 92 Prozent die beiden größten Märkte und Top-Kunden. In der Liste der Top 20 steigerten alle Länder ihre Nachfrage um mindestens zweistellig, einige sogar um dreistellig. Besonders gut liefen die Bestellungen aus Italien, Österreich, Tschechien, der Schweiz und Indien. Italien und Österreich profitierten von staatlichen Subventionen.
Deutschland überholen

Laut dem Prognosepartner Oxford Economics wird das globale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 voraussichtlich um 4,2 Prozent, die Industrieproduktion um 4,4 Prozent und die Investitionen um 4,3 Prozent wachsen. Europa, der größte Kunde der VDW-Mitglieder, führt den Dreiklang beim Investitionswachstum an. „Davon können wir profitieren, denn die Auftragsbücher vieler Kunden sind gut gefüllt“, sagt Bernhard. Für Deutschland sind einige Daten sogar noch besser: Nach einer schwächeren Entwicklung im Vorjahr holt die deutsche Industrie nun auf. Auch die beiden Frühindikatoren (Ifo Geschäftsklima und Einkaufsmanagerindex) zeigen nach oben.

Unsicherheit bleibt

„Trotzdem ist die Prognose für 2022 noch von Unsicherheit geprägt“, räumte Bernhard ein. Angesichts der großen Anzahl von Infektionen mit der Omikron-Variante befürchtet Oxford Economics, dass sich viele Menschen isolieren, nicht reisen und so das Wirtschaftsleben verlangsamen werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Wirtschaft schnell wieder auf Kurs kommt, wenn die Zahl der Infektionen abnimmt. Allerdings drückt der schwache Jahresauftakt das Gesamtergebnis. Chinas erklärte No-Covid-Strategie macht es auch schwierig, Lieferketten zu normalisieren.

Erholung schneller als erwartet

Nach dem tiefen Einbruch der Werkzeugmaschinenindustrie aufgrund der Pandemie 2020 ist die Branche im vergangenen Jahr mit guten Aufträgen wieder gut gestartet. Nach Schätzungen des VDW wurden im Jahr 2021 rund 12,7 Milliarden Euro an Maschinen und Dienstleistungen produziert. Dies entsprach einer Steigerung von 4 Prozent.

Der Handel wurde durch Exporte angetrieben, die mit 8 Prozent doppelt so schnell wuchsen wie die Produktion. Amerika führte das Auslandsgeschäft mit plus 13 Prozent an, gefolgt von Asien mit plus 11 und dem hinteren Europa mit plus 5 Prozent. Von den zehn größten Märkten verzeichneten Tschechien, Italien, Mexiko, China und die Niederlande ein zweistelliges Wachstum. China hat sich nach einem starken Rückgang im Jahr 2020 erholt.

Dagegen sank der Inlandsumsatz aufgrund der Investitionszurückhaltung der Automobilindustrie um 5 Prozent. Der nur leichte Anstieg des Verbrauchs um 1 Prozent wurde durch Importe unterstützt, die um mehr als ein Zehntel zunahmen. Die Auslastung lag im Januar 2022 bei 87,2 Prozent nach 72,7 Prozent im Vorjahr. Mit 64.000 Beschäftigten lag die Beschäftigung im Dezember um 6,1 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Chip-Mangel

„Engpässe in den Lieferketten von elektronischen Bauteilen und Metallprodukten waren im vergangenen Jahr das dominierende Problem für die Branche und bleiben es“, sagte Bernhard. Laut einer Umfrage bis Ende 2021 hatten sie fast alle Hersteller in der Werkzeugmaschinenindustrie erreicht. Insbesondere die Chipknappheit trifft die Unternehmen doppelt. Einerseits ist die Lieferfähigkeit des wichtigen Kunden, der Automobilindustrie, begrenzt. Auf der anderen Seite fehlen Chips für Steuerungen, eine der wichtigsten Komponenten in der Werkzeugmaschine, aber auch für Gateways, Edge-Computer oder Laufwerke. Dadurch verzögert sich die Auslieferung der bestellten Maschinen.

Für die Werkzeugmaschinenindustrie sind die Möglichkeiten, dies zu beeinflussen und zu kompensieren, kurzfristig sehr begrenzt. Der Umstieg auf eine neue Chipgeneration kostet Zeit, denn die Entwicklungsarbeit kann schnell mehrere Mannjahre in Anspruch nehmen. “ Jetzt bleibt nur noch, beim Materialeinkauf große Kreativität zu zeigen und höhere Preise in Kauf zu nehmen, die nicht weitergegeben werden sollten“, sagt der VDW-Vorsitzende.


Der Autor: Karl Mayer

Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik

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