Home Politik BVD ‚warnt vor pro-russischen Aktionen‘ zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs

BVD ‚warnt vor pro-russischen Aktionen‘ zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs

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Das Gedenken an den 77. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am Sonntag und Montag ist den deutschen Sicherheitsbehörden ein großes Anliegen. Im Vorfeld der Feierlichkeiten anlässlich der deutschen Kapitulation und des Sieges der Sowjetunion über Hitlerdeutschland rechnen sie vor allem in Berlin mit einer „gefährlichen Eskalation“.

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz warnt vor prorussischen Propagandaaktionen in mehreren deutschen Städten.

„Der 9. Mai ist ein ideales Datum für prorussische Propaganda“, sagt Thomas Haldenwang in einem Interview mit der Welt am Sonntag, über das die Zeitung bereits berichtet. ,, An diesem Tag sind landesweit prorussische Aktivitäten wie Autokarawanen und Demonstrationen zu erwarten, möglicherweise auch mit dem Z-Symbol der russischen Armee in der Ukraine.”

Die deutsche Innenministerin Nancy Fraser (SPD) wies im vergangenen Monat darauf hin, dass das Zeigen dieses Symbols strafrechtlich verfolgt werden kann. ,,Das Z ist ein Symbol der Zustimmung und Unterstützung für den kriminellen russischen Angriffskrieg und verletzt ukrainische Flüchtlinge. Ich bin für konsequentes Handeln, sobald die Schwelle der strafrechtlichen Verantwortlichkeit überschritten ist.“Damit will Fraser verhindern, dass der Krieg in die deutsche Gesellschaft getragen wird. ,,Deshalb verteidigen wir uns so klar gegen russische Lügen und Propaganda. Und wir müssen genau beobachten, wie gefährlich russische und ukrainische Staatsbürger in Deutschland sind“, sagte sie in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe.

Die deutschen Sicherheitsbehörden beobachten die Lage genau. Nach Angaben des BVD-Chefs wollen sich prorussische Aktivisten als Opfer präsentieren und die Geschichte einer angeblichen „Russophobie“ nähren. Ihm zufolge kursierten im Internet Gerüchte über angeblich geplante Anschläge auf prorussische Menschen und Veranstaltungen in Deutschland. „Diese Gerüchte, die wahrscheinlich absichtlich verbreitet wurden, könnten auch dazu dienen, sogenannten False-Flag-Aktionen zu dienen“, sagt Haldenwang und verweist auf inszenierte Aktionen, die als Entschuldigung für eine bestimmte Vorgehensweise dienen.

Die erwarteten prorussischen Propagandaaktionen morgen und übermorgen in Deutschland sind bunt gemischt. Dazu gehören der ‚Nachtwolven MC‘ (Notschnyje Wolki) oder ‚Putins Engel‘, ein russischer Motorradclub mit weltweit 45 Niederlassungen, aber auch deutsche ‚Wegbereiter‘, Reichsbürger (die den deutschen Staat nicht anerkennen) und Rechtsextremisten. Widerstand gegen den Staat bindet sie, sagt Haldenwang. ,,Sie sprechen jedes Thema an, das diesem Zweck dient. Da das Corona-Thema für sie dahinschmelzt, suchen sie nach neuen Diskussionen, an denen sie teilnehmen können. In diesem Zusammenhang versuchen einige, eine pro-russische Mobilisierung in Deutschland aufzubauen.”

Die Stimmung in Berlin scheint laut der Sonntagszeitung besonders aufgeheizt zu sein. Das für die Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität zuständige Landeskriminalamt hat bereits 342 Sachverhalte im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine erfasst. Davon hatten 109 einen klaren antirussischen Hintergrund und 53 einen antiukrainischen Hintergrund. Die vielen Protestaktionen sind mit der Symbolrolle Berlins als ehemalige Hauptstadt des Deutschen Reiches verbunden.

Die Sicherheitsbehörden rechnen am Sonntag und Montag in der deutschen Hauptstadt mit rund fünfzig Veranstaltungen – so viele wurden zumindest gemeldet – anlässlich des jährlichen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Für alle Besprechungen gelten strenge Maßnahmen. Zum Beispiel sind neben dem Z-Symbol (za pobedu oder „für den Sieg“) ukrainische und russische Flaggen, schwarze und orangefarbene St. George-Bänder (russisches Militärsymbol) und Uniformen in der Nähe von fünfzehn Gedenkstätten und Denkmälern verboten. Das Spielen von Mars- und Militärliedern ist ebenfalls verboten.

„Es ist wichtig, Provokationen und Eskalationen zu vermeiden“, begründete Berlins Landesinnenministerin Iris Spranger (SPD) die Entscheidung der Polizei. Es macht eine Ausnahme für Veteranen des Zweiten Weltkriegs und Diplomaten sowie Vertreter und Delegationen von Staaten.

Der ukrainische Botschafter in Berlin ist empört über das Verbot ukrainischer Flaggen. „Liebe Oberbürgermeisterin Franziska Giffey, diese skandalöse Entscheidung der Berliner Polizei muss aufgehoben werden“, schrieb er am Freitagabend auf Twitter. „Das ist eine Ohrfeige für das ukrainische Volk.“


Der Autor: Karl Mayer

Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik

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