
Die Oberbürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, dachte am vergangenen Freitag an einen Videotelefonat mit dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, aber das Gespräch wurde abgebrochen, weil es sich um ein Deepfake-Video handeln würde.
Das teilte der offizielle Twitter-Account von Oberbürgermeisterin Giffey (SPD) anschließend mit. Deepfake ist eine Technik zur Zusammenstellung menschlicher Bilder auf Basis künstlicher Intelligenz. Die manipulierten Videobilder, in denen beispielsweise eine sprechende Person zu sehen ist, sind manchmal nicht von real zu unterscheiden.
Der Verlauf des Gesprächs zwischen Klitschko und Giffey und die angesprochenen Themen lösten auf Berliner Seite Misstrauen aus, hieß es in der Erklärung auf Twitter. Also fragte „Klitschko“, ob die Behörden in Deutschland dafür sorgen könnten, dass vor allem junge ukrainische Männer in die Ukraine zurückkehren könnten, um zu kämpfen. Er fragte auch, ob Berlin bei der Organisation eines Tages für LGBTI-Menschen in Kiew beraten könne. „Angesichts des Krieges war das mehr als befremdlich“, sagte ein Sprecher von Oberbürgermeisterin Giffey dem ZDF. Nach etwa einer halben Stunde war das Gespräch von deutscher Seite beendet. „Es ist leider Realität, dass der Krieg mit allen Mitteln geführt wird, auch online“, sagte Giffey. Der Bürgermeister von Madrid hätte kürzlich dasselbe erlitten.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk bestätigte später, dass es nicht um den echten Klitschko ging. Wer hinter dem Gespräch steckte und warum, ist noch unklar. Der Sicherheitsdienst wurde benachrichtigt. Ein investigativer Journalist des Regionalsenders RBB hat den Videoanruf analysiert und kommt zu dem Schluss, dass es sich möglicherweise um eine billige Fälschung gehandelt hat. Er glaubt nicht, dass künstliche Intelligenz verwendet wurde, sondern dass Bilder aus einem älteren Interview verwendet wurden. Die Texte wurden von einem Dolmetscher übersetzt, sodass möglicherweise keine fortschrittliche Technologie erforderlich war, um Giffey zu wichsen.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik