
Der Iran, die Europäische Union und die Vereinigten Staaten haben ihre Unterhändler nach Wien geschickt, um die festgefahrenen Gespräche über ein neues Atomabkommen zu glätten.
US-Chefunterhändler Robert Malley sagte auf Twitter, die Erwartungen der USA seien moderat. Er werde in gutem Glauben nach Wien fahren, um eine Einigung zu erzielen, schreibt er. Bald werde sich zeigen, „ob der Iran bereit ist, dasselbe zu tun“.
Im März schien ein Atomabkommen unmittelbar bevor zu stehen. Seitdem sind die Verhandlungen jedoch zum Stillstand gekommen. Im vergangenen Monat trafen sich auch Delegationen der beiden Länder in Katar zu indirekten Gesprächen unter der Leitung der EU. Der EU-Außenkoordinator Borrell hatte einen neuen Textentwurf dabei, der eine mögliche Lösung für die festgefahrene Situation bieten sollte.
Uneinigkeit herrscht insbesondere über den Status der iranischen Revolutionsgarden, dem Elitekorps der Armee, das politisch und wirtschaftlich eine sehr wichtige Rolle spielt. Die Vereinigten Staaten betrachten die Revolutionsgarden als terroristische Organisation, einschließlich ihrer Rolle im syrischen Bürgerkrieg auf der Seite von Präsident Assad.
Dem Iran gefällt diese Qualifikation nicht, aber nach Ansicht der USA fällt eine Diskussion über den Platz der Revolutionsgarden auf der Terrorliste nicht in den Rahmen der Atomgespräche. Es geht um die Reduzierung des Anteils an angereichertem Uran und das Versprechen, keine Atomwaffe durch den Iran herzustellen, im Austausch für eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen durch den Westen.
Der Iran will auch eine Garantie, dass die USA nicht aus dem Atomabkommen aussteigen. 2018 fühlte sich der damalige Präsident Trump nicht mehr an das 2015 geschlossene Abkommen gebunden. Der Iran beschloss daraufhin, Uran weiter anzureichern als vereinbart.
Erst letzte Woche sagte der Iran, wahrscheinlich um Druck auf die Verhandlungen auszuüben, dass er in der Lage sei, eine Atomwaffe zu entwickeln, obwohl er dies nicht vorhatte. Uran ist mittlerweile zu 60 Prozent angereichert, für eine Atomwaffe werden 90 Prozent benötigt. Wenn das Atomabkommen erreicht wird, kann Uran nur auf 3,67 Prozent angereichert werden.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik