Home Wirtschaft Kanadische Träume von grünem Wasserstoff sind nur eine Gutenachtgeschichte

Kanadische Träume von grünem Wasserstoff sind nur eine Gutenachtgeschichte

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Kanada hat den Ehrgeiz, ein weltweiter Akteur im Bereich des grünen Wasserstoffs zu werden, und die deutsche Industrie klopft bereits an die Tür, um ein Großkunde zu werden. Jetzt, da Deutschland keine billige Energie mehr im großen Stil aus Russland importieren kann, sucht es dringend nach neuen Energiepartnern. Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck sind für drei Tage in Kanada, um unter anderem Wasserstoff-Deals abzuschließen.

„Das sind drei verschiedene Arten von Vereinbarungen, die abgeschlossen werden“, sagt Deutschlandkorrespondent Derk Marseille. „In den letzten Monaten wurde viel verhandelt. Die Kanzlerin wird diese Abkommen nun gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Klimaminister unterzeichnen.‘

Der erste ist grüner Wasserstoff. „Vor allem der Nordosten Kanadas ist riesig und dünn besiedelt, so dass er mit Windkraftanlagen gefüllt werden kann“, sagte Marseille. „Dann kann das LNG dann zu den deutschen LNG-Terminals verschifft werden. Sie werden in ungefähr drei Jahren fertig sein. Der zweite Deal betrifft LNG-Gas, das ebenfalls für einige Jahre gilt.‘

Der dritte Deal beinhaltet den Kauf von Mineralien und Metallen, die unter anderem für die Herstellung von Chips und Batterietechnologie wichtig sind und laut Marseille strategisch sehr wichtig sind. „Es geht also wirklich um drei Bausteine, die Kanada und Deutschland seit der russischen Aggression in der Ukraine für notwendig halten, um wichtige strategische Partner in diesem Bereich zu werden.‘

Es gibt auch Kritik an den Plänen, etwa die Frage, ob es umweltfreundlich und kostengünstig ist, grünen Wasserstoff und grünes Gas über solche Entfernungen zu transportieren. Scholz und Habeck verteidigten die Deals mit Kanada nicht mehr, erklärt Marseille. „Deutschland gibt offen zu, dass der Massenguttransport mit diesen riesigen Schiffen nicht umweltfreundlich ist. Aber es wird auch gesagt: Was können wir noch tun?‘

Aus Kanada kommt Kritik von Naturschützern, die die Platzierung einer großen Anzahl von Windkraftanlagen im Nordosten Kanadas, einem UNESCO-Weltkulturerbe, in Frage stellen. Zum Beispiel wird jeder Schritt, den Deutschland unternimmt, um Energie für seine Industrie zu gewinnen, kritisiert, und das wird einfach zugegeben, aber dann folgt die Frage: Was ist die Alternative? Die Deutschen wollen kein russisches Gas mehr.‘

Marseille nennt es „besonders“, dass auch Bundeskanzler Scholz nach Kanada gereist ist. Seit Beginn dieses Kabinetts ist es immer ein heißes Eisen, dass Scholz von der SPD und die Minister Habeck und Baerbock von den Grünen eine Art Schönheitswettbewerb austragen, wer am beliebtesten ist. Bisher haben die Grünen immer so glorreich gewonnen, Scholz lag in den Umfragen aufgrund seiner plumpen, holzigen Reden von Anfang an etwas tiefer. jetzt nimmt er jemanden mit, der vor der Kamera besser aussieht, mit nach Kanada.‘

Auch wenn das aus politikstrategischer Sicht ein Risiko für Scholz sein mag, so Marseille, ist es doch gleichzeitig eine Stärke der Kanzlerin, dass er sich davor nicht fürchtet. Scholz geht es um den Inhalt, er will diese drei Deals. Und wenn in drei Jahren die stabile Versorgung aus Kanada aufgebaut ist, kann er damit punkten. Aber man merkt, dass der Beliebtheitswettbewerb im Hintergrund eine Rolle spielt.‘

Innerhalb des deutschen Kabinetts gibt es immer noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten darüber, wie und in welcher Höhe die Regierung die deutschen Bürger für die himmelhohen Energierechnungen entschädigen soll. „Grob gesagt kann man sagen, dass es innerhalb der Regierung immer eine Debatte darüber gibt, wie viel Schulden gemacht werden können, um Bürger und Unternehmen zu entlasten“, sagte Marseille. „Fragt man die liberale FPD, sollen die Schulden nicht zu hoch werden, SPD und Grüne wollen ganz klar mehr Geld ausgeben.‘


Der Autor: Elias Böhm

Er arbeitete mehr als 6 Jahre als Literaturredakteur und Journalist für die Dresdner Zeitung. Jetzt interessiert er sich für innenpolitische Themen und gesellschaftlich relevante Entwicklungen.

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