
Trotz des Konflikts bei der Eröffnung der jüngsten Sitzung des „Synodalen Weges“ wurden dennoch wichtige Dokumente genehmigt.
Bis zum vergangenen Samstag nahmen in Frankfurt rund 200 Delegierte an der vierten Sitzung des Synodalen Weges teil, dem Dialogprozess zwischen den deutschen katholischen Laien und den Bischöfen. Dabei kochten die Emotionen hoch, als klar wurde, dass das Dokument zur Sexualmoral nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit der deutschen Bischöfe erhielt, während eine große Mehrheit der Versammlung es gebilligt hatte.
Darüber entstand viel Unmut, weil viele Andersdenkende an den verschiedenen Etappen des synodalen Weges wie Anhörungen, Foren und der Diskussion und Abstimmung über Anträge nicht teilgenommen hatten. Auf der anderen Seite gab es auch das Argument, dass bestimmte Vorschläge zur Abschwächung oder Nuance vorher nicht ernst genommen und nicht einmal zur Abstimmung gestellt wurden. Die Vorsitzende des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, warnte auf einer Pressekonferenz, dass viele engagierte Laien irgendwann nicht mehr bereit sein würden, sich am Dialog- und Reformprozess zu beteiligen.
Glücklicherweise wurde das Worst-Case-Szenario vermieden. Am Ende wurde eine große Mehrheit für politische Notizen zur Überarbeitung der Rolle der Frau in der Kirche (91,92 Prozent unter allen Abgeordneten und 81,82 Prozent unter den Bischöfen) und eine Neubewertung des Dokuments über Homosexualität mit der Forderung nach einer Änderung der relevanten Passagen gefunden im Katechismus. Die Abstimmung über einen Aktionstext, der die Weichen für die Schaffung eines neuen nationalen Beratungs- und Verwaltungsorgans – des sogenannten Synodalrats – stellt, wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Aber auch unter den Bischöfen fand sich am letzten Tag der vierten Synodenversammlung genügend Unterstützung für eine Synodenkommission, die die Schaffung eines „Synodenrates“ aus Bischöfen und Laien vorbereiten soll – und damit ein neues, kollegiales Leitungsgremium der katholischen Kirche in Deutschland. So wurde verhindert, dass dem synodalen Weg der Todesstoß versetzt wurde.
Am Ende wurden in Frankfurt nur 4 der 14 vorgeschlagenen Texte gründlich diskutiert. Nach Ansicht vieler ist daher klar, dass dieser synodale Weg nicht auf die ursprünglich geplanten fünf Sitzungen beschränkt werden kann. ZdK-Vorsitzende Stetter-Karp sprach im Anschluss von einer erschöpfenden Synodentagung, in der trotz der anfänglichen Enttäuschung viel erreicht worden sei. Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), betonte, das Treffen habe wegweisende Entscheidungen getroffen, die Signalwirkung für Menschen haben, die sich der Kirche nach wie vor verbunden fühlen.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik