
Rund 4.000 Menschen nahmen am vergangenen Samstag am 18. Marsch für das Leben in Berlin teil, um gegen Abtreibung und Sterbehilfe zu protestieren.
Die Wahlbeteiligung war nach Angaben des Bundesverbandes für Lebensrechte (BVL) in etwa so hoch wie im Vorjahr. Auch mehrere katholische Bischöfe nahmen an der Demonstration teil.
Wie in den Vorjahren gab es laute Gegendemonstrationen. Mehrere hundert Menschen forderten die vollständige Liberalisierung der Abtreibung. Ein Großaufgebot von Polizeibeamten hielt die beiden Gruppen auseinander.
Während der Kundgebung, nach Angaben der Veranstalter die größte Demonstration für den Schutz des Lebens in Deutschland, wurde scharfe Kritik an politischen Entwicklungen geäußert.
BVL-Präsidentin Alexandra Maria Linder verurteilte beispielsweise Versuche der Vereinten Nationen, Abtreibung zu einem Grundrecht zu machen.
Sylvia Pantel, ehemalige Bundestagsabgeordnete der CDU, äußerte sich besorgt über die weitere Liberalisierung und die Abschaffung von Artikel 218 des deutschen Strafgesetzbuchs, wonach Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich illegal, aber unter bestimmten Voraussetzungen straffrei sind.
Der CDU-Abgeordnete Hubert Hüppe warnte davor, dass die geplanten Neuregelungen für die Suizidhilfe viele Menschen unter Druck setzen könnten, Suizid zu begehen, um beispielsweise zu verhindern, dass sie zu einer Belastung für ihre Familien werden.
Er sprach sich weiter gegen die Embryonenselektion aus und warnte davor, „Frauen zu Fruchtbarkeitsmaschinen zu machen“, indem Leihmutterschaft zugelassen werde.
Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg im deutschen Bundesland Bayern sagte, er habe hauptsächlich von seinem bürgerlichen Demonstrationsrecht Gebrauch gemacht. Das Recht auf Leben des Ungeborenen sei durch das deutsche Grundgesetz geschützt, dies werde jedoch zunehmend in Frage gestellt, sagte er.
Im Gottesdienst zum Abschluss der Kundgebung rief Weihbischof Thomas Maria Renz von Stuttgart zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Schutz des Lebens auf. Diejenigen, die Embryonen vom Moment der Empfängnis an keine Menschenrechte gewähren, müssen Argumente vorbringen, um diese Rechte zu einem späteren Zeitpunkt zu gewähren, sagte er.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte im Vorfeld der Veranstaltung, er nehme teil, weil das Bewusstsein schwinde, „dass der ungeborene Mensch ein Mensch ist, ein lebenswertes Leben“.
Jedes menschliche Leben in allen Stadien hat einen unveräußerlichen Wert, argumentiert Koch. Das gelte auch für „Menschen, die mitten im Leben abgelehnt werden. Ich erinnere mich hier an viele Menschenrechtsdebatten oder Debatten über Migranten.”
Der Autor: Elias Böhm
Er arbeitete mehr als 6 Jahre als Literaturredakteur und Journalist für die Dresdner Zeitung. Jetzt interessiert er sich für innenpolitische Themen und gesellschaftlich relevante Entwicklungen.