
Deutschland produziert weiterhin Kernenergie. Die geplante Stilllegung der Kraftwerke wird auf mindestens April 2023 verschoben. Die Entscheidung führt zu internen Spannungen innerhalb der Koalitionspartei Die Grünen, sagt Deutschlandkorrespondent Derk Marseille.
Die Offenhaltung der Atomkraftwerke führt bei den Grünen zu gemischten Gefühlen. Die Koalitionspartei hatte die Bedingung für eine Regierungsbeteiligung, dass die Kernkraftwerke geschlossen würden.
„Die Partei hat in dieser Frage zwei Lager. Auf der einen Seite gibt es den realistischen Flügel um Wirtschaftsminister Robert Habeck. Im Gegensatz dazu gibt es den fundamentalistischen Grünen Flügel, der die Kernenergie grundsätzlich loswerden will „, sagt Marseille.
Aufgrund der Dürre in Frankreich bezieht Deutschland auch weniger Kernenergie aus diesem Land, was auch bei dieser Entscheidung eine Rolle spielt. Darüber hinaus hat der Kauf des Energieunternehmens Uniper Auswirkungen auf den Hintergrund, sagt Marseille.
„Mit 99% der Anteile besitzt das Land nun auch Kernkraftwerke in Schweden und Finnland.‘
Deutschland driftet von der energieintensiven Industrie ab. Marseille sagt, dass diese Entscheidung für die deutsche Wirtschaft unvermeidlich war. „Die Industrie hofft, dass die Kernkraftwerke noch länger geöffnet bleiben. Sie haben eine starke Lobby aufgebaut, die auch zu dieser Entscheidung geführt hat.‘
„Gerade der Süden Deutschlands hat ein großes Interesse daran, die Atomkraftwerke offen zu halten. In diesen Gebieten gibt es noch keine gute Infrastruktur für andere Energietransporte wie LNG aus den Niederlanden. Sie sind stärker von der Kernenergie abhängig.“
Heute treffen wir uns mit allen Bundesländern. Die Frage, wer das bezahlen wird, liegt unter anderem auf dem Tisch. Auch ein drittes Hilfspaket von 100 Milliarden Euro wird diskutiert. Mit diesem Plan möchte die Regierung den Anstieg der Energiepreise für Haushalte ausgleichen.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik