
Der Chef des deutschen Cybersicherheitsdienstes, des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), wurde am Dienstag wegen Beteiligung an einer Organisation, die möglicherweise Kontakte zu den russischen Sicherheitsdiensten unterhält, seines Amtes enthoben. Mit 1.500 Mitarbeitern ist das BSI für die Sicherung der kritischen digitalen Infrastruktur in Deutschland verantwortlich, auch gegen Angriffe von außen. Diese Woche warnten die deutschen Sicherheitsdienste, dass die Bedrohung zunehme.
BSI-Chef Arne Schönbohm geriet diesen Monat nach einer Ausstrahlung der satirischen Zeitgeschehen-Sendung ZDF-Magazin Royale in Streit. Es stellte sich heraus, dass eine private Lobby- und Netzwerkorganisation, die Schönbohm zehn Jahre zuvor mitgegründet hatte, der sogenannte Deutsche Cybersicherheitsrat, mit einem russischen Unternehmen zusammengearbeitet hatte, das einst von einem ehemaligen KGB-Offizier im Jahr 2020 gegründet worden war. Die Wochenzeitung Die Zeit berichtete anschließend, dass eine vom Deutschen Cyber-Sicherheitsrat organisierte Konferenz 2019 in Garmisch-Partenkirchen von russischen Geheimdienstlern besucht worden sei.
Schönbohm hatte die von ihm gegründete Organisation verlassen, als er 2016 Chef des BSI wurde, pflegte aber weiterhin Kontakte dorthin. Als letztlich Verantwortlicher für die deutsche digitale Sicherheit geriet seine Position daher ins Wanken. Darüber hinaus hielt Schönbohm laut deutschen Medien auch nach seinem Konflikt in diesem Monat weiterhin Kontakt zum Cybersicherheitsrat. Das mag der für das BSI zuständigen Innenministerin Nancy Faeser den letzten Schub gegeben haben. Vorerst scheint es nicht so, dass Schönbohm verdächtigt wird, tatsächlich Kontakte zu russischen Geheimdiensten zu haben.
Schönbohm wurde ’sofort‘ von seinen Aufgaben entbunden. Obwohl das Innenministerium am Dienstag betonte, dass die Ermittlungen gegen ihn noch andauern, geht ein Sprecher fest darauf ein. Die Vorwürfe gegen Schönbohm „haben das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Neutralität und Unparteilichkeit der wichtigsten deutschen Cybersicherheitsbehörde nachhaltig beschädigt“, so das Innenministerium.
Erst in dieser Woche warnten die Chefs der drei deutschen Sicherheits- und Nachrichtendienste, dass die Risiken für Deutschland durch den russischen Krieg in der Ukraine zunehmen. Dazu gehöre alles von politischen Attentaten bis hin zu Angriffen auf die deutsche digitale Infrastruktur, sagten die Leiter der Inlands- und Militärsicherheitsdienste sowie des Auslandsnachrichtendienstes. Einmal im Jahr halten die drei Sicherheitschefs zusammen mit dem Parlamentarischen Ausschuss für die Überwachung der Nachrichtendienste eine öffentliche Sitzung ab, in der sie die Bedrohungen dieses Augenblicks diskutieren. Für den Rest des Jahres sind diese Sitzungen geheim.
Der Chef des Inlandsgeheimdienstes, Thomas Haldenwang, forderte die rasche Integration deutscher Regierungsorganisationen, die sich mit digitaler Sicherheit und Spionageabwehr befassen, da sich beide Schwerpunkte seiner Meinung nach immer mehr überschneiden. Haldenwang sagte nicht nur, dass sein Dienst seit Beginn des Ukraine-Krieges nicht nur häufigere digitale Angriffe russischer Gruppen beobachtet, sondern auch vor umfangreicheren und langwierigeren Cyberkampagnen gegen deutsche Infrastruktur gewarnt habe.
Tatsächlich sagte der Chef des größten deutschen Auslandsgeheimdienstes, des Bundesnachrichtendienstes, Warnungen, dass sich der Ukraine-Krieg zu deutschen Interessen verlagere, sollten nicht länger als „Panikmache“ abgetan werden.“ Putins Vorgehen ist eine Kriegserklärung an die gesamte freiheitlich-demokratische Welt“, sagte Bruno Kahl.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik