
Ein Taxifahrer, der beschuldigt wird, Agent für die Türkei zu sein, wurde zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Bestrafung beinhaltet auch einen Verstoß gegen das Waffengesetz. Berichten zufolge gestand er die Spionagevorwürfe und verzichtete am Donnerstag nach dem Urteil auf sein Recht auf Berufung. Die Strafe umfasst auch einen Verstoß gegen das Waffengesetz für die Abgabe von 200 Schuss scharfer Munition an einen Komplizen.
Im September 2021 erlangte und gab der Deutschtürke Aziz A. Informationen über zwei in Köln lebende mutmaßliche Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen weiter. Das Oberlandesgericht sprach dem 47-Jährigen mildernde Worte dafür zu, dass dies keine schwerwiegenden Folgen für die Beteiligten hatte.
„Ich war mir der Konsequenzen nicht bewusst“
„Ich wollte nur meinem Land helfen, aber ich wollte keine Probleme“, sagte Aziz A., der behauptete, sich der Konsequenzen seiner Spionageaktivitäten nicht bewusst zu sein. Er soll Informationen und Munition an den 41-jährigen Ali D. weitergegeben haben, der im Juli wegen nachrichtendienstlicher Tätigkeiten für Ankara zu 21 Monaten Haft mit einer Bewährungszeit von 21 Monaten verurteilt wurde. Die Muster und eine Liste mit Namen und Fahndungsplakaten von Anhängern der Gülen-Bewegung sowie von Menschen kurdischer Herkunft waren im September vergangenen Jahres in einem Hotelzimmer in Düsseldorf gefunden worden. Eine Mitarbeiterin machte die Entdeckung in Ali D. s Zimmer und verständigte die Polizei. Der Vorfall führte zu einem Großeinsatz.
Erdogans ehemaliger Verbündeter
Das Regime in Ankara macht die sogenannte Gülen-Bewegung für den mutmaßlichen Putschversuch in der Türkei 2016 verantwortlich und geht gegen Mitglieder der Organisation im In- und Ausland vor. Bis zum „Putschversuch“ galt die Gülen-Bewegung in der Türkei als größter Unterstützer des Erdogan-Regimes. 2013 gerieten Erdogan und Gülen in Streit. Die Predigerbewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation.
Der Autor: Julian Schulte
Student an der Fakultät für Philologie an der Universität Berlin. Beschreibt die Ereignisse in Ihrer Stadt und im ganzen Land.