
Die Debatte über die Internationalisierung der Hochschulbildung sollte über finanzielle Überlegungen hinausgehen, schreiben Joost Kleuters und Oliver Locker-Grütjen von der Hochschule Rhein-Waal. So nutzt Deutschland die Internationalisierung, um die Grundwerte eines pluralistischen, demokratischen Rechtsstaates an neue Generationen weiterzugeben.
Von unserer Fachhochschule in Kleef, gleich hinter der deutschen Grenze bei Nimwegen, können wir die Entwicklungen in den Niederlanden nur mit mehr als einem halben Auge betrachten. Wir verfolgen die Diskussion um Internationalisierung und den Zuzug internationaler Studierender mit großem Interesse, zumal unsere eigene Fachhochschule seit mehr als zwölf Jahren fast achtzig Prozent aller Studiengänge komplett auf Englisch anbietet und mehr als die Hälfte unserer Studierenden aus dem Ausland kommt.
Darüber hinaus hat ScienceGuide in den letzten Wochen wiederholt festgestellt, dass eine umfassendere Vision fehlt (siehe die Meinungsbeiträge von Sander van den Eijnden und Hans de Wit). Aus unserer Erfahrung in Deutschland möchten wir zeigen, wie eine breitere Perspektive auf die Internationalisierung der Hochschulbildung aussehen könnte.
Englischunterricht in großem Umfang anzubieten, ist nur ein erster Schritt in Richtung einer wirklich internationalen akademischen Gemeinschaft, die sich durch Vielfalt in Bildung, Forschung, Organisation und Governance auszeichnet, haben wir gelernt. Natürlich spielten zunächst die bekannten Argumente für mehr englischsprachige Ausbildung eine wichtige Rolle: die sinkenden Studentenzahlen aufgrund der Alterung, der globalisierte Arbeitsmarkt, der Mangel in der Geschäftswelt an hauptsächlich technisch qualifiziertem Personal und die lokale Wirtschaft, die von dem Geld profitiert, das internationale Studenten ausgeben. Diese Argumente sind immer noch relevant, aber es gibt zwei wichtige Faktoren, die leicht übersehen werden.
Zuallererst ist es die enorme Investition, die getätigt werden muss; nicht nur finanziell, sondern vor allem auch in der Zeit und Bereitschaft, die sich alle Beteiligten aufbringen müssen, um eine Hochschule wirklich international zu gestalten. Nach den USA, Großbritannien und Australien ist Deutschland das beliebteste Zielland für internationale Studierende. Die Tatsache, dass internationale Studierende von außerhalb der EU keine Studiengebühren zahlen (mit Ausnahme von Baden-Württemberg), hat hier natürlich großen Einfluss.
Doch nicht nur vom deutschen Steuerzahler, auch von den internationalen Studierenden ist gefragt. Anders als in den Niederlanden wird von Studierenden, auch an der Fachhochschule, ein sehr hohes Maß an Selbständigkeit erwartet. Außerdem haben internationale Studierende keine andere Wahl, als so schnell wie möglich Deutsch zu lernen, damit sie nach dem Studium in Deutschland ein Praktikum machen oder einen Job finden können. Damit ist ein gewisser Auswahlmechanismus eingebaut; Nur die besten und motiviertesten internationalen Studenten werden es schaffen.
Der Autor: Julian Schulte
Student an der Fakultät für Philologie an der Universität Berlin. Beschreibt die Ereignisse in Ihrer Stadt und im ganzen Land.