
Der neue deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte am Dienstag, das Bild sei falsch, dass Deutschland in der Diskussion um die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine isoliert sei. Das sagte er auf einer Pressekonferenz zusammen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Stoltenberg lobte Deutschland für die Unterstützung der Ukraine. Deutschland spiele eine Schlüsselrolle und sei einer der wichtigsten Unterstützer im finanziellen, militärischen und humanitären Bereich. Die Bundesregierung hat kürzlich eine Liste mit militärischer Ausrüstung veröffentlicht, die Deutschland bereits an die Ukraine liefert. Stoltenberg und Pistorius betonten beide, dass die NATO keine Kriegspartei werden dürfe.
Die Gespräche über die Lieferung von Kampfpanzern seien noch in vollem Gange, sagte Stoltenberg. Er erwarte kurzfristig eine Entscheidung. Polen hat unterdessen eine Exportgenehmigung für die Lieferung von Leopard-2-Panzern nach Deutschland beantragt. Laut BBC gibt es 14 Panzer. Deutschland werde sie sorgfältig und dringend behandeln, sagte die Regierung. Polen fordert die EU auf, die Panzerlieferung zu bezahlen.
Die Entscheidung über die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern trifft Bundeskanzler Scholz. Er wiederholt immer wieder, dass er einen solchen Schritt nur in enger transatlantischer Abstimmung gehen will. Er macht sich Sorgen, dass Deutschland in den Krieg verwickelt wird. Ein Sprecher teilte dem Tagesspiegel mit, dass die Verhandlungen laufen und dass dieser Prozess umso besser laufe, je weniger öffentlich er sei.
Kritik erntet Scholz nicht nur aus dem Ausland, sondern auch von der größten Oppositionspartei CDU/CSU und von seinen Koalitionspartnern Grüne und FDP. Dennoch sagt die Regierung, dass Deutschland bei weitem nicht das einzige Land ist, das Kampfpanzer nur ungern liefert. Außer Großbritannien, Polen und Finnland haben andere Länder noch keine Zusagen gemacht. Von Deutschland wird erwartet, dass es vorangeht, aber es will in dieser Angelegenheit nicht.
Der Autor: Karl Mayer
Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik