Home Politik Brasilien nicht so schwach und weich wie Deutschland, zeigt das Treffen von Kanzler und Präsident

Brasilien nicht so schwach und weich wie Deutschland, zeigt das Treffen von Kanzler und Präsident

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Eine Pressekonferenz nach dem Gipfeltreffen zwischen Brasiliens Präsident Lula da Silva und Bundeskanzler Olaf Scholz sorgt in Deutschland für Aufsehen. Die Kanzlerin ging nach Brasilien, um Lula um Munition zu bitten, aber der Präsident zeigte ihm die Tür. Außerdem hat es Lula da Silva nicht geschafft, Russland des Krieges in der Ukraine zu überführen. So scheint die „Bromance“ zwischen den beiden Sozialdemokraten die ersten Risse zu zeigen.

Von der Euphorie, die Bundeskanzler Olaf Scholz nach den Wahlergebnissen in Brasilien ausstrahlte, ist wohl nicht mehr viel übrig. Der neu gewählte brasilianische Präsident Lula da Silva hat seinen deutschen sozialdemokratischen Kollegen Olaf Scholz während einer Pressekonferenz konfrontiert. Es gab keine Antwort auf die deutsche Forderung nach Waffen, es gab keine Verurteilung aus Russland. Scholz stand da und schaute es sich an…

Die Kanzlerin musste es in den letzten Wochen schwer ertragen. Er schien keine klare Position zur Lieferung deutscher Leopard-2-Panzer an die Ukraine beziehen zu können. Sowohl die nationalen als auch die internationalen Medien warfen der Kanzlerin vor, zu langsam zu handeln und nicht zu kommunizieren.

Nun ist es Scholz auch bei seinem dritten Besuch in Südamerika nicht gelungen, Unterstützung für die ukrainischen Kriegsanstrengungen zu gewinnen. Argentinien und Chile haben ihm bereits die Tür gezeigt. Im Gegensatz zu Lula haben die Präsidenten Argentiniens und Chiles die russische Invasion klar verurteilt. Trotzdem erntet Scholz in Deutschland viel Kritik, weil ihm sein Vorhaben, lateinamerikanische Unterstützung zu gewinnen, nicht zu gelingen scheint.

Vor allem, wenn der brasilianische Präsident während eines Pressemoments plakative Aussagen macht und die Kanzlerin ihnen scheinbar gleichgültig bleibt. „Ich denke, Russland hat den klassischen Fehler gemacht, in das Territorium eines anderen Landes einzudringen, also liegt Russland falsch“, sagte Lula Reportern. „Aber ich denke immer noch, wenn einer nicht will, kämpfen zwei nicht. Du musst Frieden wollen „, fügte er hinzu.

Lula da Silva scheint also zu unterstellen, dass der ukrainische Präsident Selenski auch für den Krieg verantwortlich ist. Dies widerspricht der deutschen Sicht auf den Krieg. Es ist bemerkenswert, weil die beiden Herren politische Verbündete sind. Immerhin hat dieses Land – nach einigem Drängen der internationalen Gemeinschaft – beschlossen, militärische Ausrüstung an die Ukraine zu liefern und sich damit vollständig auf die Seite der Ukraine zu stellen.

Die Ukrainer werden nicht so bald mit militärischer Ausrüstung aus Brasilien rechnen müssen. Lula machte deutlich, dass das Land der Ukraine keine Munition für in Deutschland hergestellte Gepard-Flugabwehrgeschütze liefern werde. Es wurde berichtet, dass Deutschland Brasilien darum gebeten hatte. Scholz hat bereits 30 Stück dieser Flugabwehrkanone geliefert und versprach nun weitere 7. Aber Deutschland allein kann nicht genügend Munition liefern und sucht dafür Unterstützung von anderen Ländern.

Lula da Silva schaut sich auch einen anderen (nicht ganz unumstrittenen) Partner für mögliche Friedensverhandlungen an: China. Dem Präsidenten zufolge kann dieses Land eine wichtige Rolle bei den Friedensgesprächen zwischen Russland und der Ukraine spielen. Lula will das Thema bei seinem bald geplanten Besuch in Peking zur Diskussion stellen.


Der Autor: Karl Mayer

Karl Mayer arbeitete als freiberuflicher Journalist beim Wirtschaftsblatt Hamburg. Er liebt Makroökonomie und Geopolitik

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