
Biologische Milchbauern müssten derzeit mindestens 67 Cent pro Kilo für ihre Milch erhalten, um kostendeckend produzieren zu können. Dies behaupten Bioland und Naturland, die größten bio-landwirtschaftlichen Verbände in Deutschland. Die Organisationen setzen sich für einen verbindlichen biologischen Milchpreis in der Europäischen Union ein, um biologische Milchbauern zu schützen.
Die durchschnittliche biologische Milchpreis in Deutschland liegt derzeit bei 56 Cent. Laut den biologischen Organisationen ist das also um 11 Cent zu wenig, um kostendeckend für diese Gruppe von Milchbauern produzieren zu können.
Laut Bioland und Naturland ist ein angemessener Preis für die biologische Milchproduktion eine Verantwortung, die die gesamte Wertschöpfungskette betrifft. Auch in den Supermärkten beobachten die Organisationen erhebliche Preisschwankungen. Eine Zeit lang war ein Liter Bio-Milch für die Verbraucher für fast 1,70 Euro erhältlich. Später sank der Preis auf 1,50 Euro und derzeit ist Bio-Milch im deutschen Supermarkt ab etwa 1,20 Euro erhältlich. Dies sind nach Ansicht der deutschen bio-landwirtschaftlichen Organisationen „extreme Schwankungen“.
Die Organisationen sehen mit Sorge, dass der biologische Milchpreis immer weiter sinkt. „Die biologischen Milchviehbetriebe arbeiten nach hohen Standards“, betonen Bioland und Naturland in einer gemeinsamen Erklärung. „Es liegt in der Verantwortung der Partner in der gesamten Wertschöpfungskette, für die notwendige Preisstabilität zu sorgen.“ Es sind nach Ansicht der Verbandsvorsitzenden die Milchbauern, die nun für die Preisrückgänge aufkommen müssen.
Naturland und Bioland betonen, dass biologische Milchbauernbetriebe einen stabilen und konstanten Preis benötigen, um den strengen Nachhaltigkeitsstandards in der biologischen Milchproduktion gerecht zu werden. Die Organisationen haben in einem Brief an Marktteilnehmer in der biologischen Milchwertschöpfungskette erläutert, warum ihrer Meinung nach derzeit ein Richtpreis von 67 Cent pro Liter notwendig ist.
Mit dem Richtpreis können die Molkereien ihrer Verantwortung gerecht werden, finden die biologischen Verbände. Die Organisationen sprechen von einem unverbindlichen Richtpreis, der anzeigt, was Milchbauern benötigen, um kostendeckend zu produzieren. Gleichzeitig erkennen sie an, dass der Preis von verschiedenen Faktoren abhängt, wie der produzierten Milchmenge und der Nachfrage der Verbraucher.
Der Richtpreis von Naturland und Bioland wird auf Grundlage einer Kostenkalkulation festgelegt. Für diese Kostenkalkulation werden unter anderem Daten des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. verwendet. Andere Einnahmen der biologischen Milchbauern, wie zum Beispiel der Verkauf von Tieren, wurden berücksichtigt.
Bioland und Naturland sind die größten Verbände für biologische Landwirtschaft in Deutschland, mit mehr als 13.000 angeschlossenen Betrieben. Die Richtlinien beider Verbände gehen über die EU-Norm für biologische Landwirtschaft hinaus.
In Deutschland wird derzeit viel über die Preise von Produkten im Supermarkt diskutiert. Ein Grund dafür ist unter anderem die Preiserhöhung bei der Discounterkette Penny Market. In 2.150 Filialen läuft seit letzter Woche ein Test mit dem „wahren Preis“ für neun Produkte. So wurde der Preis für vorgeschnittenen Maasdammer Käse (300 Gramm) von 2,49 Euro auf 4,84 Euro erhöht, was einer Preiserhöhung von 94 Prozent entspricht. Eine weitere Überraschung für deutsche Verbraucher ist die Erhöhung des Preises für Wiener Würstchen von 3,19 Euro auf 6,01 Euro. Der Preis für ein Kugel Mozzarella stieg von 89 Cent auf 1,55 Euro.
Die Supermarktkette möchte mit diesem Test den „wahren Preis“ berücksichtigen, der sich aus Faktoren wie Klima, Gesundheit, Boden und Grundwasser ergibt, auch für die Milch- und Milchproduktion. Gleichzeitig hat Aldi in Deutschland die Preise für Butter von 1,45 Euro auf 1,39 Euro pro 250-Gramm-Packung gesenkt. Im Mai 2022 betrug der Ladenpreis noch 2,29 Euro.
Der Autor: Elias Böhm
Er arbeitete mehr als 6 Jahre als Literaturredakteur und Journalist für die Dresdner Zeitung. Jetzt interessiert er sich für innenpolitische Themen und gesellschaftlich relevante Entwicklungen.